Anti-Doping-Einsatz: Vorreiterrolle der Landesregierung

Landespolitik

Justizminister Rainer Stickelberger und Sportminister Andreas Stoch: „Wir setzen uns für eine nachhaltige Finanzierung der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA ein. Auch der Bund muss sich stärker beteiligen und darf dafür keine Mittel für unsere Schulsportwettbewerbe kürzen. Und wir möchten diejenigen effektiv strafrechtlich verfolgen, die mit Doping den berufssportlichen Wettbewerb manipulieren.“

Die Landesregierung will ihre Bemühungen gegen Doping im Sport weiter voranbringen und dabei auch eine Vorreiterrolle im Bund einnehmen. „Doping gefährdet die Integrität des Sports“, sagten Kultus- und Sportminister Andreas Stoch sowie Justizminister Rainer Stickelberger heute in Stuttgart: „Wir setzen uns deshalb für eine nachhaltige Finanzierung der Nationalen Anti-Doping Agentur ein. Auch der Bund muss sich stärker beteiligen und darf dafür keine Mittel für unsere Schulsportwettbewerbe kürzen. Und wir möchten diejenigen effektiv strafrechtlich verfolgen, die mit Doping den berufssportlichen Wettbewerb manipulieren.“ Auf ihren jeweiligen Ebenen hätten das Justiz- und das Kultusministerium bereits entscheidende Schritte unternommen.

Stickelberger sieht dabei deutliche Chancen, dass der Gesetzentwurf Baden-Württembergs zur verbesserten strafrechtlichen Dopingbekämpfung bundesweit eine Mehrheit bekommen kann. „Die Konferenz der Justizministerinnen und Justizminister der Länder hat sich vorige Woche dafür ausgesprochen“, sagte er. Auch aus dem Bundesrat gebe es positive Signale. Zudem blicke er zuversichtlich auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin, die sich intensiv mit Maßnahmen gegen Doping beschäftigten. „Die Riege der Unterstützer eines Straftatbestands Dopingbetrug ist in den vergangenen Monaten gewachsen – in der Politik wie auch im Sport selbst“, stellte der Justizminister fest.

So befürworten auch die Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll sowie Professor Helmut Digel, Sportwissenschaftler und früherer Präsident des Deutschen Leichtathletikverbandes, den Gesetzentwurf des Landes. „Die Antidoping-Initiative des Justizministers wird von mir voll und ganz unterstützt. Seit 1993 fordere ich ein tragfähiges Anti-Doping-Gesetz, mit dessen Hilfe auch das Umfeld des betrügenden Athleten erreicht wird. Der baden-württembergische Gesetzesentwurf wäre hierzu eine entscheidende und weiterführende Grundlage, erklärte Digel.

Prävention in den Schulen

Kultus- und Sportminister Stoch, zuständig für den Nachwuchsleistungssport, will vor allem die Prävention in den Schulen des Landes vorantreiben: „Doping ist mit den Grundwerten des Sports nicht vereinbar. Wir müssen den jungen Menschen deshalb gerade in der Schule die Gefahren des Dopings stärker vor Augen führen“, erklärte Stoch. Das Kultusministerium verwendet für seine Bemühungen drei Bausteine:

1. Die Schulen erhalten modular aufgebautes Unterrichtsmaterial in Form einer Broschüre zum Thema Prävention. Die darin enthaltenen Module sind für unterschiedliche Klassenstufen geeignet. Die Broschüre zum Thema „Schönheit um jeden Preis? Leistung um jeden Preis?“ erfasst die Bereiche Doping, Bodycult, Nahrungsergänzungsmittel und Medikamentenmissbrauch. Das Material kann sowohl in den fünf Eliteschulen des Sports und den Partnerschulen der Olympiastützpunkte als auch in allen weiterführenden Schularten verwendet werden.

2. Der Minister schließt als Kuratoriumsvorsitzender der Deutschen Schulsportstiftung mit der NADA eine neue Vereinbarung ab, um die Prävention im Vorfeld von „Jugend trainiert für Olympia“ auszubauen. Der baden-württembergische Minister für Kultus, Jugend und Sport ist von der Kultusministerkonferenz mit dem Kuratoriumsvorsitz dieser Stiftung beauftragt. Die Deutsche Schulsportstiftung ist Träger der Schulsportwettbewerbe „Jugend trainiert für Olympia“ sowie „Jugend trainiert für Paralympics“, an denen bundesweit jährlich rund 780.000 Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Rund 9.500 von ihnen schaffen es zu den drei Finalveranstaltungen in Berlin und an einem Wintersportort.

Die Vereinbarung stellt sicher, dass die NADA die Präventionsarbeit in den Schulen mit Material unterstützt, die Finalveranstaltungen in der Bundeshauptstadt begleitet und im Rahmen des Winterfinals eine Informations- und Beratungsveranstaltung organisiert. Besonders wichtig ist ein Informations- und Beratungskurs der NADA zum Anti-Doping in Form einer E-Learning-Plattform, die alle Schulen bundesweit einsetzen können. Dieses Programm soll insbesondere von den Landessieger-Mannschaften bei „Jugend trainiert für Olympia“ absolviert werden. „Ich freue mich, dass es gelungen ist, die Anstrengungen der Deutschen Schulsportstiftung und der NADA zusammenzuführen, um die Schüler besser vor Doping zu bewahren“, erklärte Stoch.

Konfliktthema NADA

3. Der dritte Baustein sind regelmäßige Dopingkontrollen – sowohl im Wettkampf als auch im Training bei Bundeskaderathleten. Diese Kontrolle ist Aufgabe der NADA, deren Arbeit aber seit Jahren unter Finanzierungsproblemen leidet. Obwohl auch die Ministerpräsidentenkonferenz am 10. Mai 2012 Bund und Länder dazu aufgerufen hat, die Finanzierung der NADA zu sichern, ist das bis heute nicht ausreichend erfolgt. Die meisten Bundesländer vertreten die Position, sie seien lediglich für den Nachwuchsleistungssport zuständig, Spitzensport sei Angelegenheit des Bundes. Das baden-württembergische Kultusministerium ist aber der Ansicht, dass Nachwuchsleistungssport und Spitzensport nicht zu trennen seien und es genügend Schnittstellen gebe zwischen Nachwuchsleistungssport und Spitzensport. Beispiele seien etwa die Arbeit an Olympiastützpunkten, Sportstätten und den „Häusern der Athleten“ in den Olympiastützpunkten oder die Mischfinanzierung von Trainern. Viele Trainer von Nachwuchsleistungssportlern betreuen auch Bundeskaderathleten.

Das Land Baden-Württemberg erbringt – wie in der Koalitionsvereinbarung festgelegt – als einziges Bundesland aus seinem Sporthaushalt (aus Leistungssportmitteln) seinen Anteil in Höhe von 128.000 Euro nach dem Königsteiner Schlüssel in drei Raten. Bereits in den Jahren 2008 bis 2010 hat es der NADA jährlich 50.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Kultusminister Stoch sieht hier im Vorgehen des zuständigen Bundesinnenmini-steriums (BMI) allerdings ein besonderes Problem. Von dort sei jetzt die erstaunliche Ansage gekommen, das BMI werde seine Finanzmittel für die beiden Schülerwettbewerbe „Jugend trainiert für Olympia“ (500.000 Euro) und „Jugend trainiert für Paralympics“ (200.000 Euro) umwidmen, um mit diesem Geld die Arbeit der NADA zu unterhalten. Damit sollten die Länder dazu gebracht werden, sich künftig stärker an der Finanzierung der Agentur zu beteiligen. „Das Streichen dieser Mittel wäre das Ende der beiden Wettbewerbe und des Leistungssports in der Schule. Die Folgen wären für die Schulen und den Schulsport fatal“, erklärte Stoch. Der Minister hält das Vorgehen des BMI für inakzeptabel und weist es zurück: „Es ist bedauerlich, dass das Bundesinnenministerium die NADA-Finanzierung auf Kosten des Schul- und Jugendsports in Land und Bund durchsetzen will.“

Stoch rief SPD und Union dazu auf, im Rahmen der Koalitionsverhandlungen im Bund eine Lösung zu finden, die die Finanzierung der NADA vollständig sichert. Auch die Länder sollten sich nach dem Königsteiner Schlüssel daran beteiligen. „Wir müssen im Dienste des Gesundheitsschutzes unserer Kinder und Jugendlichen alles daran setzen, den Schulsport zu stärken und die Anti-Doping-Anstrengungen auszubauen“, forderte Stoch.

 

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